Eira, Helsinki

Der finnische Regisseur Aki Kaurismäki drehte viele Kultfilme – einer der bekanntesten heißt "Calamari Union" und handelt von 15 aus dem Arbeiterbezirk Kallio stammenden Männern namens Frank. Die Männer beschließen, ihr Lebensglück in dem Helsinkier Stadtteil Eira zu suchen und machen sich auf die lange Reise. Nur ein Frank schlägt sich bis nach Eira durch – die schönen Kirchen und Museen beachtete er auf seinem Weg wahrscheinlich nicht. Die von Frank ignorierten Fassaden und der bourgeoise Charme von Eira ziehen heute viele Besucher in ihren Bann. Eira breitet sich von Parks umgeben aus und weist die durchgängigste Bebauung im finnischen Jugendstil auf. Zudem beheimatet der Stadtteil zahlreiche Kirchen und Museen, welche Helsinkis kulturelle Vielschichtigkeit auf eindrucksvolle Weise widerspiegeln. Zieht man die Stadtteilgrenzen nicht allzu eng, entdeckt man in Eira und Umgebung sehenswerte Bauwerke.

In direkter Nähe zum Südhafen erhebt sich die mächtige, auf finnisch Saksalainen Kirkko genannte deutsche Kirche. Das neugotische, aus roten Backsteinen erbaute Gotteshaus realisierten die Architekten Harald Bosse und Carl von Heideken im Jahr 1864. Schnell avancierte das zur deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde gehörende Gotteshaus zu einer der beliebtesten Hochzeitskirchen in ganz Helsinki. In der unmittelbaren Nähe der Saksalainen Kirkko steht auf einem kleinen Hügel das Tähtitorninmäki 55 genannte Observatorium der Stadt. Von dem anno 1833 errichteten Aussichtsturm Tähtitorni bietet sich ein perfekter Panoramablick über den Südhafen von Helsinki.

Südöstlich der deutschen Kirche ist im ehemaligen Wohnhaus des finnischen Staatsmannes Carl Gustaf Emil Mannerheim heute ein Museum zu Ehren des Nationalhelden untergebracht. Das weiße Haus wurde im Jahr 1874 erbaut und nach seinem ersten Besitzer Boman-Villa genannt. Doch der berühmteste Bewohner des eleganten Hauses war Baron Gustaf Mannerheim. Der Staatsmann lebte in den Jahren von 1924 bis 1951 hier. Anhand von Möbeln und weiterem Material aus den 1940er Jahren beleuchtet die Ausstellung des Museums das Leben des Finnen.

Unweit des geschichtsträchtigen Museums erhebt sich die St. Henry Kathedrale in den Himmel. Dieser neo-gotische Bau stammt aus dem Jahr 1860 und gilt als erste römisch-katholische Kirche Finnlands. Das aus roten Backsteinen errichtete Kirchengebäude ist mit weißen Statuen der Heiligen Henry, Peter und Paul geschmückt.

Nur wenige Meter weiter steht die Mikael Agricolon Kirkko genannte Mikael Agricola Kirche. Mikael Agricola war sozusagen der finnische Martin Luther, denn er führte als erster Bischof die einheitliche finnische Schriftsprache ein. Das Gotteshaus zu Ehren des Reformators stammt aus dem Jahr 1935 und erinnert mit seiner hohen Spitze an die amerikanischen Wolkenkratzer aus den 1930er Jahren.

Eine nicht minder beeindruckende Kirche ist die so genannte Johanneksenkirkko. Das Gotteshaus ist die nach Sitzplätzen größte Steinkirche von ganz Finnland und stellt durch ihre 74 Meter hohen Türme alle anderen Gebäude in den Schatten. Die Kirche verfügt über eine ausgesprochen gute Akustik, sodass die 2.600 Plätze bei Konzerten meist schnell ausverkauft sind.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Johanneksenkirkko befinden sich auch das Museum für Design und angewandte Kunst sowie das finnische Architekturmuseum 56.